Angefangen habe ich mit eher einfachen analogen Spiegelreflexkameras wie der Praktica Super TL 1000. Damit war und bin ich noch immer nicht unzufrieden, wollte aber natürlich noch andere Kameras ausprobieren. Da ich digital schon seit einer Ewigkeit eine Canon zum Fotografieren benutze, sollte es auch eine analoge Canon werden. Dabei fiel mir die Canon A-1 auf, die ich mir dann auch besorgte. Eine wirklich schöne Kamera, die dann irgendwann von meiner Contax als Lieblingskamera abgelöst wurde. Bei nicht ganz so optimalen Lichtverhältnissen nutze ich sie jedoch noch immer sehr gerne, da man mit ihr die richtige Belichtung voll im Griff hat.
Kurze Geschichte der Canon A-1
Bis zur Mitte der 60er Jahre hatte sich Canon bereits einen Namen als Hersteller von Messsucherkameras und Objektiven gemacht. Doch große Bedeutung erlangte die Marke erst mit Spiegelreflexkameras. Als erstes Modell der erfolgreichen F-Reihe erschien 1964 die Canon FX. Während das Spitzenmodell F-1 in mehreren Varianten und mit einer grundlegenden Überarbeitung weiter produziert wurde, wurden die anderen Modelle der F-Reihe durch die A-Reihe abgelöst. 1976 erschien die AE-1 und sorgte bereits für Aufsehen. Sie war weltweit die erste Kamera, die durch einen zentralen Mikroprozessor gesteuert wurde. Doch die 1978 herausgegebene A-1 legte als Spitzenmodell der Serie noch einen drauf. Sie war die weltweit erste Kamera mit einer Vollautomatik und einer Anzeige der Werte für Blende und Belichtungszeit mittels 7-Segment-LEDs. Das macht sie zu einem wichtigen Meilenstein der Kamerageschichte.
Ihre herausragenden Eigenschaften machten diese Kamera auch zu einem großen Erfolg für Canon. Die A-1 war so begehrt, dass es sogar zu Lieferschwierigkeiten kam. Sie wurde daher erst 1985 durch die Canon T90 abgelöst, blieb jedoch bis zum Erscheinen der Canon EOS Serie im Programm.
Einige technische Daten der Canon A-1
Die A-1 richtete sich an semi-professionelle Anwender, für Profis war ja weiterhin die F-1 im Programm. Dennoch erreichte sie mehr als nur für ihren Zweck ausreichende Werte.
Sucher | Dachkant-Prismensucher, Gesichtsfeld: vertikal 93,4% horizontal 95,3%, Segment-LED-Anzeige von Blende und Belichtungszeit, vom Werksservice auswechselbare Einstellscheiben (7 Stück) |
Objektivanschluss | FD-Bajonett |
Schärfentiefenkontrolle | Mit Abblendtaste |
Belichtungsmessung | Mittenbetonte Integralmessung, TTL |
Belichtungsfunktionen | Programmautomatik, Zeitautomatik, Zeitautomatik mit Arbeitsblende, Blendenautomatik, Blitzautomatik, manuell |
Filmempfindlichkeitsbereich | ISO 6 bis 12800 |
Belichtungskorrektur | Manuell +/- 2 Blenden in Drittelstufen |
Messwertspeicherung | Manuell mit Speichertaste |
Mehrfachbelichtungen | Ja |
Autofokus | Nein |
Verschluss | Vertikal ablaufender Tuchschlitzverschluß |
Verschlusszeiten | 30 bis 1/1000 s, Bulb |
Batterie | 1x 4LR44 (6V) |
Abmessungen (B x H x T) | 141 x 92 x 48 mm |
Gewicht | 640 Gramm |
Die Bedienung
Die Bedienung dieser Kamera ist definitiv ein eigenes Kapitel wert. Auch wenn sie auf den ersten Blick wie eine ganz normale Spiegelreflexkamera aussieht, weist sie ein paar Besonderheiten auf. Zunächst fällt das abnehmbare Griffstück auf … meiner Meinung nach eine sehr gute Idee, denn damit liegt die Kamera richtig gut in der Hand. Es gibt so einige Hebel und Knöpfe auszuprobieren, deren Sinn sich teilweise auf den ersten Blick nicht erschließt. So gibt es auch einen Hebel auf der linken Seite, der die LED-Anzeige abschaltet. Auch wenn sich die Helligkeit der LEDs dem Licht anpasst, kann sie in Ausnahmefällen etwas stören. Einfach die Anzeige aus und gut ist. Sehr schön!
Und dann auch noch ein Hebel, den ich bei anderen Kameras sehr vermisse: das Sucherfenster lässt sich mit kleinen Lamellen verschließen. So kann man bei der Nutzung mit Stativ den Lichteinfall über das Sucherfenster ausschließen. Da ich gerne Langzeitbelichtungen mache, ist gerade das wirklich toll!
Auf der rechten Oberseite kommt allerdings das ganz große Highlight: ein zentrales Einstellrad, das für Canon so typisch werden soll. Darüber kann im Modus AV die Blende und im Modus TV die Belichtungszeit eingestellt werden. Im Modus TV lässt sich dann auch die Programmautomatik auswählen. Über einen Schieber kann man das Einstellrad verdecken, um ein versehentliches Verstellen zu vermeiden.
Viele Rädchen, Schieber, Taster … das hört sich alles vielleicht etwas kompliziert an und im ersten Moment sieht es auch so aus.. Meiner Meinung nach kann man über einige Details streiten. Zum Beispiel brauche ich nicht unbedingt einen Sperrknopf für die Belichtungskorrektur. Bei der Benutzung ist mir jedoch aufgefallen, dass das Bedienkonzept (bis auf den besagten Sperrknopf) absolut Sinn macht. Die Position des zentralen Einstellrades passt für mich, so ist das Ändern der Blende oder Belichtungszeit mit dem rechten Zeigefinger äußerst bequem.
Wer sich für mehr interessiert, findet hier die Bedienungsanleitung für die Canon A-1.
Woraus sollte man beim Kauf achten?
Zunächst sind hier natürlich die üblichen Verdächtigen zu nennen. Gerade Lichtdichtungen und Spiegeldämpfer sind öfter in eher schlechtem Zustand. Ersatz ist jedoch noch erhältlich, die Dichtungen lassen sich recht gut selbst wechseln. Für einen besonders häufigen Defekt ist die Canon A-1 (wie eigentlich jedes Modell der A-Reihe) bekannt: das „Asthma“. Das an Keuchhusten erinnernde Geräusch beim Auslösen wird durch verharztes Öl an der Spiegelbremse verursacht. Bei weiteren Fortschreiten kann man direkt beobachten, wie der Spiegel sich deutlich langsamer als gewohnt bewegt. Eine Reparatur ist definitiv notwendig, geht aber ganz einfach.
Meine Canon A-1 hatte ein wirklich ausgeprägtes „Asthma“. Das ist eben der Nachteil von alten Kameras, die äußerlich toll aussehen: sie standen meistens nur herum. Und genau dadurch entstehen Fehler wie diese. Der Vorteil des „Asthma’s“ ist jedoch, dass daran leidende Kameras preiswert zu bekommen und einfach zu reparieren sind. Dazu benötigt man etwas Feinöl, am besten gleich in einer Flasche mit Kanüle. Oder eben eine Spritze mit Kanüle. Es gibt zwei unterschiedliche Varianten, damit an die schadhafte Stelle zu kommen:
- Durch Abnehmen der Bodenplatte (Anleitung dazu in diesem Video)
- Durch Abnehmen der Objektivmaske (hier die passende Anleitung)
Als ich meine Canon A-1 gekauft habe, war der Weg über die Bodenplatte die gängige Methode. Das ist nicht schwer und funktioniert super. Allerdings scheint mir der Weg über die Objektivmaske die einfachere Methode zu sein. Es gibt übrigens auch ein Video zu dieser Methode, in dem jemand einfach WD-40 hinein sprüht. Okay … funktioniert sicherlich. Und ja … WD-40 ist super. Jedoch weiß man nie, wohin sich das Zeug innerhalb der Kamera bewegt. Daher ist ein Tropfen Feinöl meiner Meinung nach die definitiv bessere Wahl.
Darüber hinaus ist die A-1 eine recht robuste Kamera. Abgebrochene Batteriedeckel kommen häufiger vor, ansonsten macht die Kamera schon sehr viel mit. Deutlich mehr als andere Modelle der A-Reihe wie beispielsweise die AE-1, bei der deutlich mehr Plastik verarbeitet wurde. Die Canon A-1 wird ihrer Stellung als Spitzenmodell der Reihe absolut gerecht.
Zubehör zur Canon A-1
Mal abgesehen vom großen Angebot an Objektiven mit FD-Bajonett gibt es einige sehr interessante Zubehöre zur A-1. In erster Linie betrifft das die unterschiedlichen motorischen Antriebe. Neben den recht einfachen Varianten Winder A und A2 gibt es noch den Motorantrieb (MA). Während die Winder mit vier AA-Batterien bestückt werden und 2 Bilder pro Sekunde ermöglichen, arbeitet der Motorantrieb MA mit 12 Batterien oder einem Akku und erreicht bis zu 5 Bilder pro Sekunde. Noch interessanter als diese für damalige Zeiten sehr hohe Geschwindigkeit ist der Griff mit einem zweiten Auslöser für das bequeme Fotografieren im Hochformat.
Daneben bot Canon die übliche Datenrückwand und ein großes Sortiment an Speedlight-Systemblitzen an.
Mein Fazit zur Canon A-1
Die Canon A-1 ist meiner Meinung nach eine hervorragende Kamera. Es ist darüber hinaus völlig egal, wie man mit ihr fotografieren möchte … es klappt einfach. Ihre vielen Funktionen machen sie zu einer sehr universell einsetzbaren Kamera. Die Programm-Automatik nutze ich kaum, ohnehin fotografiere ich am liebsten mit Zeitautomatik. Das Umschalten zwischen den verschiedenen Betriebsmodi sehr einfach, das zentrale Einstellrad ist eine echte Bereicherung. Natürlich ist das Umschalten bei modernen Kameras einfacher, aber für einen ersten Wurf unter Verwendung der mechanischen FD-Objektive ist das schon großartig. Gerade das lichtstarke Canon FD 1.4/50 Objektiv liefert in Kombination mit der A-1 auch in schwierigen Lichtverhältnissen sehr gute Bilder.
Aber auch jenseits technischer Daten ist die A-1 einfach toll. Sie ist recht kompakt, sieht gut aus und fühlt sich sehr hochwertig an. Das macht diese Kamera zu einer sehr verlässlichen Begleiterin, die zumindest bei mir keine Wünsche offen lässt. Abgelöst wurde sie bei mir durch die Contax 137 MD, da mir die Auswahl an Objektiven für die Contax besser gefällt. Auch wenn ich die Canon A-1 nicht mehr so häufig benutze, gehört sie zu einer Reihe von Kameras, die ich immer wieder gerne verwende.
Wer sich heute eine Canon A-1 in gutem Zustand kaufen möchte, muss mit ungefähr 100-150 € rechnen. Die Preise sind erstaunlicherweise recht stabil für eine so großartige Kamera.
Frank Vogler (Autor)
Vor ein paar Jahren habe ich die analoge Fotografie in Schwarz-Weiß für mich entdeckt und mich dabei neu in Fotografie verliebt. Ich würde mich freuen, andere zu unterstützen und vielleicht auch etwas zu inspirieren. Mehr lesen …