„Moment mal … da schwärmt dieser Typ von seiner Canon EOS 3 und fotografiert dann auch noch mit so einem Billigteil?“ Sowas könnte man sich denken, wenn man mich kennt. Aber ja … es ist so. Die Canon EOS 3 ist ohne Frage eine großartige Kamera und begleitet mich sehr oft auf Touren. Aber sie ist auch recht groß und schwer. Als ich kürzlich eine Canon EOS 5000 geschenkt bekam, war ich doch recht angetan. Nicht vom recht bescheidenen Funktionsumfang! Ich habe sie deswegen nie benutzt, da sie mit der Blendenautomatik und den Motiv-Programmen so gar nicht meins ist. Aber sie ist recht kompakt und sehr leicht. Schon fast zu leicht, aber mit Objektiv geht es. Ich habe mich nach einem ähnlichen EOS-Modell umgesehen und für einen Euro eine Canon EOS 500N bekommen. Für diesen Preis kann man auch problemlos mal etwas ausprobieren. Und das habe ich auch getan!
Ein paar Fakten
Die Canon EOS 500N wurde zwischen 1996 und 1999 mit silberfarbigem und schwarzem Gehäuse verkauft. Ihre dreistellige Nummer weist auf eine Kamera für Amateure hin. Das macht sie weder zur besten oder neuesten Kamera im analogen EOS Sortiment. Sie ist einfach ein Modell von vielen. Aber was soll’s! Dem Film ist schließlich völlig egal, mit welcher Kamera er belichtet wird. Und wenn ich sogar die gleichen Objektive wie an der EOS 3 verwende, dürfte das Ergebnis der EOS 500N nicht großartig abweichen. Das Fotografieren an sich aber schon!
Große und schwere Objektive passen jedoch gar nicht zur Canon EOS 500N. Die Kamera ist so leicht, dass sie dann recht kopflastig wird. Gerade mal 350 Gramm bringt sie ohne Batterien auf die Waage. Das Canon EF 50mm 1:1,8 II ist jedoch wie für diese Kamera gemacht. Damit passt die EOS 500N auch in sehr kleine Taschen und man hat nicht allzu viel Gewicht zu tragen. Für so eine kleine Kamera kann sie jedoch recht viel. Sie bietet gerade bei den Belichtungsfunktionen alles, was wir auch heute noch von moderneren Kameras kennen. Von der Programmautomatik über Blenden- und Zeitautomatik, manuellen Modus bis zu Motivprogrammen ist alles da. Um Einsteigern das Fotografieren möglichst einfach zu machen, gibt es auch noch eine Vollautomatik.
Doch natürlich muss man im Vergleich zu höherwertigen Kameras Abstriche machen. Sowohl das Gehäuse als auch das Plastik-Bajonett wirken weder hochwertig noch sehr belastbar. Die Belichtungsmessung ist vergleichsweise einfach, der Autofokus verfügt nur über drei Messfelder. Aber das ist eigentlich alles nebensächlich. Für mich ist das einfach eine leichte und kompakte Kamera, die ich zusammen mit dem 50er auch mal so mitnehmen kann. Die EOS 500N soll ja nicht meine EOS 3 ersetzen … das könnte sie niemals.
Technische Daten der Canon EOS 500N
Sucher | Dachkant-Prismensucher, Gesichtsfeld: 90%, Vergrößerung: 0,7fach |
Objektivanschluss | EF-Bajonett |
Belichtungsmessung | TTL-Offenblendmessung |
Belichtungsfunktionen | Programmautomatik (mit Programmverschiebung), Blendenautomatik, Zeitautomatik, Schärfentiefenautomatik, Vollautomatik, 5 Motivprogramme, E-TTL-Programm-Blitzautomatik mit Speedlite 220EX oder 380EX, TTL-Programm-Blitzautomatik mit eingebautem Blitz, A-TTL- und TTL-Programm-Blitzautomatik mit anderen EOS-System-Blitzgeräten, Manuelle Belichtung |
Filmempfindlichkeitsbereich | ISO 6/9º bis 6400/39º manuell, lSO 25/15º bis 5000/38º bei DX-codiertem Film |
Belichtungskorrektur | ± 2 Belichtungsstufen, halbstufig (außer in Vollautomatik und Motivprogrammen) |
Messwertspeicherung | Ja |
Belichtungsreihen | ±2 Belichtungsstufen, halbstufig (manuell oder automatisch) |
Mehrfachbelichtungen | Max. 9 |
Autofokus | TTL-CT-SlR Multi-BASIS mit 3 Messfeldern |
Betriebsarten | One-Shot AF, Al Focus AF mit automatischer Umschaltung von Schärfenpriorität auf Al Servo AF, manuelle Fokussierung: |
Messfeldwahl | Automatisch, manuell |
Verschluss | Vertikal ablaufender, elektronisch gesteuerter Schlitzverschluss |
Verschlusszeiten | 30 bis 1/2000 s (halbstufig), Bulb |
Aufnahmeart | Einzelbild oder Reihenbild (max. 1 Bild/Sekunde) |
Eingebauter Blitz | Ausklappbar im Prismengehäuse, mit TTL-Steuerung, Leitzahl 12 (lSO 1OO/21º), Blitzfolgezeit ca. 2 s |
Individualfunktionen | Nein |
Batterie | 2x GR123A |
Abmessungen (B x H x T) | 145,7 x 92 x 61,9 mm |
Gewicht | 350 Gramm (ohne Batterie) |
Wie fotografiert es sich mit der Canon EOS 500N?
Die Canon EOS 500N fühlt sich in der Hand erstmal nach einem Spielzeug an, aber ein gut gemachtes Spielzeug. Es klappert und knarzt nichts, die Verarbeitung ist trotz des Amateursegments gut. Sie ist für meinen Geschmack schon fast zu leicht, um sie bei langen Zeiten ruhig halten zu können. Mit einem leichten Objektiv wie dem Canon EF 50mm 1:1,8 II geht es noch, mit schwereren Objektiven wird es zu einer wackeligen Angelegenheit. Die 500N ist von der Größe her für meine Hände gerade so okay. Für Leute mit großen Händen ist das aber nichts. Sie liegt insgesamt nicht so gut in der Hand wie eine EOS 3, aber dieser Vergleiche ist ohnehin nicht fair.
Also Batterien rein und einen Film einlegen. Große Überraschung … die EOS 500N zieht den Film erstmal komplett aus der Patrone. Für Einsteiger gar keine schlecht Idee, denn wenn die Kamera aus Versehen mal geöffnet wird, ist nur der unbelichtete Teil des Filmes verloren. Die schon gemachten Bilder sind in der Patrone geschützt. Beim ersten Auslösen die nächste Überraschung … sie ist angenehm leise. Das wars dann aber auch schon mit den Überraschungen, wobei das nicht negativ gemeint ist. Sie tut genau das, was sie soll. Und das gar nicht mal so schlecht!
Dass der Autofokus etwas langsamer ist, ist absolut verständlich und okay. Gerade bei etwas filigranen Zielen oder schlechtem Licht tut er sich recht schwer. Er reicht aber defintiv aus, um auch mal „aus der Hüfte zu schießen“. Aber unterm Strich funktioniert bei der Canon EOS 500N alles recht passabel. Auch wenn sie für Einsteiger gedacht war, hat sie viele Funktionen, die ich mir wünsche. Halbautomatik, manueller Modus, Belichtungskorrektur, Messwertspeicher, Belichtungsreihen … es ist alles da. Der Sucher ist groß genug, die Anzeigen passen. Die Bedienung ist sehr typisch für eine Canon und klappt hervorragend. Eine Bedienungsanleitung für die EOS 500N gibt es hier.
Worauf muss man beim Kauf achten?
Man sollte sich vor dem Kauf bewusst sein, dass die Robustheit bei diesen Kameras nicht ansatzweise so hervorragend wie bei professionellen Modellen ist. Es können also durchaus Fehler auftreten. Bei meiner Canon EOS 500N ist der eingebaute Blitz das Problem. Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, überhaupt mal einen eingebauten Blitz benutzt zu haben. In diesem Sinne ist das ein für mich völlig überflüssiges Feature. Meine EOS 500N wollte mich aber dauernd zum Blitzen überreden. Die Kamera war scheinbar öfter der Meinung, dass der interne Blitz ausgeklappt wäre. Das war er aber nicht. Zwei kleine Stücken Isolierband haben geholfen, um zwei Stifte ein winziges Stück weiter nach unten zu drücken, wenn der Blitz eingeklappt ist. Das war es schon!
Definitiv lohnt sich ein Blick auf den Spiegeldämpfer und auf die Lichtdichtung am Filmfenster der Rückwand. Da dürfte nicht allzu viel passieren, bei mir sieht das alles tadellos aus. Doch beide Schaumstoffteile können für recht große Probleme sorgen. Der Spiegeldämpfer, indem er sich als kleine, klebrige Klumpen im Inneren der Kamera verteilt. Und die Lichtdichtung, wenn durch den Lichteinfall die Bilder unbrauchbar werden. Beides ist schnell kontrolliert.
Mein Fazit zur Canon EOS 500N
Also ich mag meine EOS 500N mit gewissen Einschränkungen. Zusammen mit dem 50er ist sie kompakt und leicht genug, um sie auch mal so in einer kleinen Tasche mitzunehmen. Sie kann alles, was ich beim alltäglichen Fotografieren häufig nutze: Zeitautomatik, Belichtungskorrektur und Messwertspeicher. Dazu ist sie so leise, dass sich nach dem Auslösen nicht jeder sofort umdreht. Doch vieles hat sie nicht. Vor allem fehlt es ihr an Robustheit und Präzision. Allerdings kann man das für diesen Preis auch nicht unbedingt erwarten. Dafür habe ich meine EOS 3.
Auch wenn sich dadurch meine Kamerasammlung (leider) vergrößert hat, wird die Canon EOS 500N definitiv bei mir bleiben. Es ist gar nicht so verkehrt, eine solche Kamera zu haben. Sollte sie mal herunterfallen, geklaut werden oder was auch immer … kein Problem! Es ist auch eine gute Kamera, um sie mal an Einsteiger zu verleihen. Aber wenn sie bei mir ist, habe ich mit ihr eine sehr leichte und kompakte Kamera für unterwegs. Das hat schon was!
Frank Vogler (Autor)
Vor ein paar Jahren habe ich die analoge Fotografie in Schwarz-Weiß für mich entdeckt und mich dabei neu in Fotografie verliebt. Ich würde mich freuen, andere zu unterstützen und vielleicht auch etwas zu inspirieren. Mehr lesen …
Lieber Frank,
Sehr schöne Liebeserklärung an ein „hässliches Entchen“.
Die analogen Amateurkameras stehen so oft im Schatten der großen und tollen Wundermaschinen.
Dabei sind sie – wie sagst – ideal für den harten Einsatz, denn es tut nicht weh, wenn sie kaputt gehen. Außerdem hat der 90er Schick sich Flair. Viel Spaß damit.
Vielen Dank, Jürgen! Na ja … wirklich hässlich ist die EOS 500N ja nicht, ein Schwan wird sie aber wohl auch niemals werden. Aber ich weiß, was Du meinst. Ich habe auf jeden Fall Spaß damit und den bisher aufgenommenen Fotos sieht man die billige Kamera auf keinen Fall an.