Agfa Isolette III – Pure Nostalgie

Ansicht Agfa Isolette III

Fotografieren im Mittelformat … das reizt natürlich extrem. Als erste Mittelformat-Kamera habe ich mir auf Rat eines Freundes eine Agfa Isolette III gekauft. Allerdings musste ich mir zweimal eine kaufen. Die erste sah auf den ersten Blick sehr gut aus, hatte jedoch ihre altersbedingten Schwächen. Das Reparieren des sehr löchrigen Balgens hat sich nicht mehr gelohnt. Wegen anderer Mängel machte ein Austausch des Balgens keinen Sinn. Kurz darauf erstand ich ein noch sehr gut erhaltenes Exemplar mit Pronto-Verschluss und einem Agfa Apotar als Objektiv. Und war von Beginn an von dieser Kamera sehr begeistert.

Etwas Geschichte der Isolette

Die Agfa Isolette wurde ab 1937 hergestellt und war für damalige Zeiten eine sehr moderne Mittelformat-Klappkamera für das Format 6×6 cm. Sie veränderte sich in den kommenden knapp 20 Jahren sehr häufig, wobei Änderungen nicht immer dokumentiert wurden. Sogar die Schreibweisen des Modells variieren zwischen „Isolette“ und „Jsolette“. In den 50er Jahren produzierte Agfa parallel die Record-Modelle, die große Ähnlichkeiten zur Isolette-Reihe besitzt. Sie nimmt allerdings im Panorama-Format 6×9 cm auf.

Ansicht Agfa Isolette III
Zugeklappt ist die Kamera schön flach

Eigenschaften Agfa Isolette III

Die Isolette III kam 1951 heraus. Sie ist eine Messsucherkamera mit einem ungekuppelten Entfernungsmesser. Man ermittelt zunächst die Entfernung über ein kleines Rad oben auf der Kamera und überträgt dann manuell den Wert auf das Objektiv. Auch wenn die Bedienung dadurch noch „umständlicher“ ist, muss die Entfernung immerhin nicht wie bei den Vorgängern geschätzt werden. Mein Exemplar hat einen Pronto-Verschluss. Es gab zwar aufwendigere Verschlüsse für diese Kamera, aber der Pronto funktioniert trotz des hohen Alters der Kamera noch sehr zuverlässig. Die Belichtungszeiten liegen zwischen 1/25 und 1/200, zusätzlich gibt es noch einen Bulb-Modus und einen Selbstauslöser.

Detailansicht Agfa Isolette III mit Objektiv Agfa Apotar und Pronto Verschluss mit Selbstauslöser
Agfa Apotar und Pronto Verschluss mit Selbstauslöser

Die Agfa Isolette III gibt es mit unterschiedlichen Objektiven. Das Objektiv meiner Agfa Isolette III ist ein Agfa Apotar 4.5/85, das qualitativ im Mittelfeld liegt. Das Spitzenmodell besitzt ein sehr gutes Agfa Solinar, das im Gegensatz zum Agfa Agnar und Agfa Apotar vier statt drei Linsen besitzt. Das Solinar ist vom Typ her ein Tessar, das wegen seiner ausgezeichneten Abbildungsqualität legendär ist. Daher sind Isolette III mit Solinar-Objektiven noch heute seltener erhältlich und deutlich teurer als Modelle mit einfacheren Objektiven.

Einige technische Daten der Agfa Isolette III

AufnahmeformatMittelformat (6×6)
SucherDurchsichtsucher mit eingespiegeltem Mischbild
ObjektivDiverse:
– Agnar 4.5/85
– Apotar oder Color-Apotar 4.5/85
– Solinar 4.5/85 oder 3.5/75
VerschlussZentralverschluss, diverse Ausführungen (Vario, Pronto, Prontor-S, Prontor-SV, Prontor-SVS, Compur, Compur Rapid, Synchro-Compur MX, Synchro-Compur MXV 
VerschlusszeitenJe nach Verschluss
Abmessungen (B x H x T)140 x 95 x 40 mm
Gewicht600 Gramm

Die Bedienung

Ich habe oben schon geschrieben, dass die Bedienung der Agfa Isolette III etwas „umständlich“ ist. Dafür sorgen hauptsächlich der ungekuppelte Belichtungsmesser und das separate Spannen des Verschlusses. Das dauert alles seine Zeit, wird allerdings schnell zur Gewohnheit und stört mich nach ein bis zwei Aufnahmen keineswegs.

Detailansicht

Der Sucher ist relativ klein, aber das ist für die damalige Zeit (leider) nichts Besonderes. Gerade für Brillenträger wie mich sind so kleine Sucher nur schwierig zu benutzen, da der Abstand zwischen Auge und Sucher einfach zu groß ist, um den kompletten Bildausschnitt zu sehen. Wer keine Brille trägt, kommt mit dem Sucher deutlich besser zurecht. Bis auf die Größe gefällt mir der Mischbildsucher der Agfa Isolette III total. Der Messfleck ist groß und sehr klar, jedenfalls bei einem sauberen Messsucher. Ich gibt einzelne Messsucher, mit denen ich meine Probleme habe wie zum Beispiel bei der Agfa Selectronic S. Aber den bei der Isolette III finde ich wirklich toll! Der wiegt den kleinen Sucher locker wieder auf.

Eine vollständige Bedienungsanleitung gibt es hier.

Worauf muss man beim Kauf achten?

Zunächst natürlich auf den Balgen, der mit der Zeit und bei falscher Lagerung brüchig werden kann. Das ist keine spezifisches Problem der Agfa Isolette III, sondern ein allgemeines Problem. Zum Testen empfehle ich, die Rückwand zu öffnen und von hinten eine Taschenlampe in die Kamera zu halten. Von vorne kann man dann den Balgen auf durchscheinendes Licht kontrollieren. Kleinere Löcher kann man recht gut zum Beispiel mit Neoprenkleber wieder verschließen. Bei größeren Schäden kann man den Balgen auch ersetzen. Es gibt diverse Anleitungen wie diese hier zum Anfertigen eines neuen Balgens, aber durchaus auch noch Hersteller von Balgen. Empfehlen kann ich da Custom Bellows aus Birmingham, die wirklich phantastische Balgen herstellen.

Der Messsucher sollte ebenfalls überprüft werden. Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, wenn er nicht richtig justiert ist. Für eine schnelle Überprüfung reicht es aus, den Messsucher auf unendlich zu stellen. Wenn das Mischbild horizontal und vertikal übereinstimmt, ist alles richtig kalibriert. Wenn nicht, hat man als Käufer einen guten Spielraum für Verhandlungen. Das Nachjustieren ist nämlich relativ einfach. Es gibt es bei rolandandcaroline.co.uk gute Anleitungen für das Reinigen und Kalibrieren des Messsuchers der Agfa Isolette III. Mein Messsucher war ebenfalls nicht richtig justiert, aber das ließ sich nach dieser sehr guten Anleitung einfach beheben.

Dazu kommen noch die üblichen Mängel. Der Verschluss kann verharzen, wodurch gerade die langsamen Zeiten nicht mehr zuverlässig arbeiten. Auch der Fokusring kann unter dem gleichen Problem leiden. Reparatur und Reinigung des Verschlusses sind nicht ganz so einfach, die Reparatur des Fokus ist nicht ganz ohne, aber möglich. Beim Apotar müssen drei sehr kleine Madenschrauben gelöst werden, danach kann man das vordere Linsenelement herausschrauben und reinigen. Bei der Montage muss der Fokus neu eingestellt werden. Wer das trotzdem machen möchte, findet unter der oben genannten Adresse auch Anleitungen für die Reparatur der Fokuseinstellung.

Mein Fazit zur Agfa Isolette III

Ich habe meine Isolette III eine Weile sehr intensiv benutzt. Sie macht viel Spaß, liefert gute Ergebnisse und passt zusammengeklappt in fast jede Tasche. Ich muss aber gestehen, dass ich sie seit einer Weile nur noch recht selten benutze. Das quadratische Format benutze ich nur noch selten und setze es gezielt zum Beispiel für Portraits ein. Da habe ich meine Yashica Mat 124 G als Alternative, die allerdings schwerer und voluminöser ist. Ansonsten interessiert mich das Format 4,5×6 cm eher. Da habe ich inzwischen einen anderen Falter mit Messsucher, die Zeiss Super Ikonta 531. All das spricht jedoch nicht gegen die Isolette, es entspricht nur eher meinen persönlichen Vorlieben. Die Agfa Isolette III ist eine großartige Kamera für all jene, die eine gut transportable Kamera suchen und sich bei der Entfernung nicht auf das reine Augenmaß verlassen wollen. Die gute Verfügbarkeit und der relativ niedrige Preis bei Ausführungen mit Agfa Agnar und Agfa Apotar machen die Isolette zu einer guten Kamera für jene, die das Mittelformat einfach mal ausprobieren wollen.

In dem Fall empfehle ich ich die Kombination aus Prontor als Verschluss und Agfa Apotar als Objektiv. Damit bekommt man ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer in eine Ausführung mit Agfa Solinar investiert oder mit Glück günstig an eine solche kommt, wird mit einer noch besseren Abbildungsqualität belohnt. Auch wenn ich meine Agfa Isolette III nur noch selten nutze, bleibe ich doch ein großer Fan dieser Kamera.

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